Potentialanalyse - Was können wir 2020 besser organisieren?

Die Erstellung Roter Listen ist ein Mammutprojekt: 16 beteiligte Bundesländer, über 50 untersuchte Artengruppen und mehr als 700 mitarbeitende Experten – das bedeutet alle 10 Jahre einen enormen Arbeits- und Koordinationsaufwand.
Wie kann man diesen Erstellungsprozess besser gestalten? Dieser Frage ging der Gutachter Dr. Wolfgang Kathe in einem einjährigen Projekt nach und befragte 198 Experten zu ihren Erfahrungen und Vorstellungen. Aus den Ergebnissen seiner Potentialanalyse gehen Empfehlungen für den zukünftigen Rote-Liste-Prozess 2020 hervor.
 

Eine Kurzfassung des Projekt-Abschlussberichtes finden Sie hier.
Einen Artikel aus Natur und Landschaft 5/2014 zum Thema Fachkräftemangel unter Art-Spezialisten finden Sie hier.  

 

Mehr Kompatibilität in der Datenhaltung     mehr...

Von engagierten Laien und Spezialisten über Vereine und Verbände bis hin zu Landesämtern und Bundesbehörden: Die Liste der Bearbeiter von Roten Listen ist vielfältig. Ebenso vielfältig ist das Vorgehen, wie Daten gesammelt, verwaltet und gemeinsam zu einer Roten Liste aggregiert werden.
Neben technischen und rechtlichen Hürden wird in vielen Artengruppen die bundesweite Zusammenführung von Daten durch unterschiedliche Benennung und Umgrenzung von Arten erschwert. Für diese taxonomischen Probleme gibt bei vielen Beteiligten den Wunsch nach zentraler Datenhaltung. Das hieße kompatible Namenslisten und damit effizientere Kompilierung von Wissen.

Ein Kriteriensystem für alle     mehr...

Um die Vergleichbarkeit der Gefährdungseinstufungen über Artengruppen hinweg zu gewährleisten, wurde für die aktuellen Roten Listen (2009 ff.) ein einheitliches Kriteriensystem eingeführt. Die Bearbeiter teilen einer Art nicht direkt eine Gefährdungskategorie zu (z.B. 2 für ‚stark gefährdet‘), sondern schätzen 4 Kriterien ein, die in ihrer Kombination eine Gefährdungskategorie ergeben. Das Kriteriensystem ist bei einigen Bearbeitern nach wie vor umstritten, insbesondere in Artengruppen, die über wenig flächendeckende bzw. nur zeitlich verstreute Daten verfügen. Fast alle Befragten befürworteten das System grundsätzlich. In einigen Artengruppen müssen jedoch noch Wege gefunden werden, wie das Kriteriensystem mit dem gegebenen Wissen angewendet werden kann.

Monitoring-Daten stärker einbeziehen     mehr...

Monitoring-Programme, also regelmäßige Beobachtungen über einen längeren Zeitraum nach konstanter Methodik, gibt es aktuell nur für wenige Artengruppen, so z.B. für die in Deutschland brütenden Vogelarten. Europäische Richtlinien (Wasserrahmen-Richtlinie, Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) schreiben zwar Monitoring-Programme vor, die resultierenden Daten erstrecken sich aber auf sehr wenige Arten oder nur auf ausgewählte Lebensräume. Nichtsdestotrotz werden Monitoring-Daten für die Rote-Liste-Erstellung immer wichtiger. Es sollten daher Mechanismen entwickelt werden, wie Rote-Liste-Bearbeiter unkompliziert Monitoring-Daten nutzen können.

Erhaltung des ehrenamtlichen Engagements     mehr...

Derzeit geht in fast allen Artengruppen die Zahl der wissenschaftlich ausgebildeten Experten zurück. In wenigen Gruppen kann der Schwund durch gut ausgebildete Laien kompensiert werden. Viele Gruppen stehen vor dem Problem, dass zwar die Koordination der Roten Liste 2020 noch geleistet werden kann, aber kaum noch ehrenamtliche Mitarbeiter aktuelle Freilandbeobachtungen beitragen können. Viele der Befragten sind der Meinung, nur eine entsprechende Entlohnung der Mitarbeit in Kombination mit organisatorischen Verbesserungen könne den Schwund von ehrenamtlichen Mitarbeitern am Rote-Liste-Prozess aufhalten.

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